Dass ich letztes Jahr zum ersten Mal an der Chelsea Flower Show in London war, habe ich noch nicht erwähnt. Vielleicht, weil es keine Liebe auf den ersten Blick war. Manche Ereignisse erwartet man mit solch einer Erwartung und Ungeduld. Da kann man dann schnell einmal enttäuscht sein, weil die Fantasie mit einem durchgegangen ist. So zumindest ging es mir mit Chelsea. Irgendwie war sie weniger schillernd und fulminant als erhofft.

Im Rückblick verwundert es mich kaum, dass es nicht einer der grösseren Schaugärten war, der einen bleibenden Eindruck hinterliess, sondern die Ausstellung eines Schreiners, eines Newcomers. Tom Raffield hat sich auf das Biegen von Holz spezialisiert und gestaltet daraus Lichtobjekte und Möbel. Die geschwungenen Linien seines Pavillons führte er mit filigranen Bänken weiter, die wirkten, als schwebten sie über den Pflanzen.

Die Pflanzflächen komponierte der Gartendesigner Darren Hawkes, der ebenfalls aus Cornwall stammt. Das Spiel mit verschiedenen Grüntönen und zarten Blüten in Weiss, Rosa und Violett hat mich auf Anhieb angesprochen.

Ich liebe Holz und organische Formen. Umso mehr, wenn das Material so filigran verarbeitet ist wie hier.

Durch Zufall bin ich auf Netflix auf die Serie «Grand Design»von Kevin McCloud gestossen. In einer Folge zeigt er, wie das Zuhause von Tom Raffield entstanden ist. Was für ein wunderbarer Kokon voller Wärme – puristisch, aber mit dem gewissen Etwas.