Unser winterlicher Garten sieht noch etwas karg aus. Die Buchenhecke ist kaum mehr als einen Meter hoch und die niedrige Beeteinfassung aus Buchs ist beim ersten Schnee gleich unter der weissen Decke verschwunden. Nur die vier Zierbäume deuten noch einen Gartenraum an. Um die Leere zu beleben, kam ich auf die Idee, zwei Hirsche aus Reisig zu gestalten.

Gespräch von Hirsch zu Hirsch

Im Veranstaltungskalender der Zeitschrift «Bioterra» hatte ich von einem Kurs im Stift Höfli in Nussbaumen gelesen: «Gestalten mit natürlichen Materialien». An einem Samstagvormittag im November fuhr ich in den Thurgau, um am Kurs von Vroni Kraus teilzunehmen. Zur Wahl stand eine Kugel aus Nielen, ein Schaf aus Chinaschilf und ein Hirsch aus Buchenreisig. Da ich meinen Jungs bereits einen Hirsch versprochen hatte, konnte ich mich nicht mehr umentscheiden. Auch nicht, als ich erfuhr, dass der Hirsch am schwierigsten sei …

Ein Ansichtsexemplar stand im Garten der Wildstaudengärtnerei. Keck, mit erhobener Nase stand er da, der Reisig-Hirsch: «So einen wie mich willst Du in drei Stunden erschaffen?» schien er spöttisch zu fragen. Die Kursleiterin war sich wohl auch nicht so sicher, ob das machbar ist.

so sieht der Unterbau aus

Vorsorglich hatte sie die Holzgestelle, die als Unterbau dienen, von Lernenden vorfertigen lassen. So konnten wir gleich mit dem «Füllen» des Körpers beginnen. Wie das genau geht, ist schwer in Worte zu fassen und ich will ja auch nicht die Handkniffe von Vroni Kraus verraten.

ein Seitenporträt

Es macht ohnehin mehr Spass, das alles im Rahmen ihres Kurses zu erfahren. Nur so viel sei gesagt. Wer schon etwas Übung mit dem Flechten von Weidenobjekten hat, ist im Vorteil. Und zu zweit geht es auch besser. Sonst wird das Festzurren der Schnur schnell einmal zum Geschicklichkeitsspiel.

Der knuffige Nussbaumer

Ob ich es am Ende geschafft habe? Ja, aber unter Entbehrungen. Auf eine gemütliche Kaffeepause habe ich verzichtet. Nur ein Stück Linzer habe ich mir geschnappt und mit in den Garten genommen, um den Modell-Hirsch nochmals zu betrachten. Meiner sah dann doch etwas anders aus. Man könnte ihn als den stämmigen «Nussbaumer» bezeichnen, ein Landhirsch, der nichts entbehren muss.

der hagere Stadthirsch

Der zweite Hirsch, den ich zuhause gefertigt habe, gehört eher zum Typ hagerer «Stadthirsch». Während unser jüngerer Sohn unverhohlen seine Vorliebe für den knuffigen «Nussbaumer» kundtat, übte sich unser Älterer in schweizerischer Diplomatie:

«Mama hat sich aber doch mit beiden Hirschen sehr viel Mühe gemacht!»