Pflanzennamen können irreführend sein. Ich frage mich, was den Namensgeber der Nachtkerze Oenothera odorata dazu bewogen hat, ihr die Auszeichnung «duftend» zu verleihen.

Öffnen sich am Abend die zartgelben Blüten, muss man die Nase schon sehr tief in ihre Kelche stecken, um einen Duft wahrzunehmen – sofern man überhaupt von «Duft» sprechen kann. Noch fragwürdiger erscheint die Namensgebung am nächsten Tag. Zupft man die verblühten, apricotfarbenen Kelche ab, hinterlassen sie auf den Fingern einen richtig üblen Geruch.

Und dennoch freute ich mich, als ich feststellte, dass sich der Sommerblüher versamt hatte. Zu schön sind seine Blüten, die wie Schmetterlinge über den Beeten flattern. Und seine Stiele sind viel feingliedriger als bei der gemeinen Nachtkerze Oenothera biennis.

In unserem Garten tanzen die Blütenköpfe der Duftnachtkerze durch Mutterkraut Tanacetum parthenium, Schafgarbe Achillea ‚Hella Glashoff‘, Mädchenauge Coreopsis verticillata ‚Moonbeam‘ und Frauenmantel Alchemilla epipsila.

Wachsen sie durch das gefiederte Laub der Rosa pimpinellifolia ‚Double white‘, verhelfen sie der einmalblühenden weissen Bibernellrose sogar zu einer zartgelben Nachblüte. Und wer sagt, man müsse jede Blüte aus der Nähe geniessen? Manche Schönheiten wirken aus der Distanz umso reizvoller…