Was genau an unserem Rosenbogen wächst, bleibt weiterhin ein Rätsel. Gepflanzt hatte ich auf beiden Seiten wurzelnackte Exemplare der Feld- oder Kriechrose Rosa arvensis. Die Rose rechts ist anscheinend eine Kreuzung zwischen Rosa arvensis und Rosa multiflora, sozusagen Rosa multivensis.

Die Rose links bildete im ersten Sommer üppig Laub, aber keine Blüten. Im zweiten Jahr hüllte sie den Bogen zunächst wieder nur in dichtes Grün. Als sie endlich blühte, war ich etwas enttäuscht. Im Buch «Naturnahe Rosen» von Reinhard Witt sieht man, wie eine Kriechrose einen ganzen Zaun in ein weisses Blütenmeer verwandelt. An unserem Bogen brachte die Rose nur vereinzelt Blüten hervor. Aber keine 4-5 cm grossen Blüten der besagten Art, sondern Winzlinge in Büscheln, wie bei der vielblütigen Rose auf der rechten Seite. Mit einem Unterschied: Die Blüten der Rose links sehen zerzaust aus, die Blüten rechts bilden hübsche kleine Schalen.

Doch warum verliere ich mich in solchen Details? Nachdem sich ‚New Dawn‘ im alten Garten als kapriziöse Diva entpuppt hatte, wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Die Rosen am Bogen sollten vor allem wuchsfreudig sein und gesundes Laub haben. Deshalb wählte ich mit Rosa arvensis eine einheimische Wildrose. Über das Blattwerk kann ich wirklich nicht klagen, schon im zweiten Sommer ist vom Rankgerüst fast nichts mehr zu sehen. Aber die Blüten?!? Da hatte ich ein anderes Bild vor Augen: eine Blütenwolke, die beim Durchgehen zarten Rosenduft verströmt, wenn auch nur für kurze Zeit.

Ich fürchte, die rechte Rose muss aufs Pünt, unseren Schrebergarten, umziehen. Dort kann sie zur Blütezeit Bienenherzen höher schlagen lassen. Und im Herbst werde ich die hübschen Perlhagebutten für die Vase schneiden. Ihr Laub ist etwas anfällig, zeigt sich schon im Frühjahr teilweise gelb oder mit schwarzen Punkten. Als Ersatz suche ich für die rechte Seite des Rosenbogens wahrscheinlich nach einer öfterblühenden Kletterrose. Ich habe von einer viel versprechenden Neuzüchtung gelesen, einer rosafarbenen Kirschrose. Jedenfalls werden die neuen Auswahlkriterien etwas anders aussehen: 1. Blütenfülle, 2. Duft und 3. Robustheit. An Laub mangelt es am Bogen ja nicht…