«Sie hatte der Welt den Rücken zugewandt und sah dafür ihrem Garten ins Gesicht»,

schreibt Eva Demski über ihre Mutter, in ihrem Buch «Gartengeschichten».

Wie ich mich in diesen Zeilen wiedererkenne! Seit jeher dünn besaitet, fasste ich vor ein paar Jahren den Entschluss, mich aus dem Alltagsgeschehen der Nachrichtenwelt zurückzuziehen. Natürlich kommt es vor, dass ich beim Small Talk manchmal nur dezent lächle, weil ich keine Ahnung habe, wovon die Anderen gerade sprechen. Aber damit kann ich leben. Und wem wäre gedient, würde ich gedanklich weiterhin das Leid dieser Welt auf meinen Schultern tragen?!? Meinen Lieben und meiner Umgebung schenke ich mehr Freude, wenn ich beschwingt und mit einem Lächeln durchs Leben gehe.

Aber zurück zu Eva Demskis «Gartengeschichten». Ein einziges Kapitel fühlt sich wie ein abendfüllender Spielfilm an – so dicht erzählt Eva Demski ihre Kurzgeschichten, so feinsinnig porträtiert sie Mensch und Garten. Sie sinniert über das Aussehen von Epikurs Garten, sie zeigt, dass die sieben Todsünden im Reich der Gärtner ihre Bedrohlichkeit verlieren und dass selbst Paradiesgärten der Mode unterworfen sind. Sie schreibt aber auch über Gärtnerinnen und Gärten unserer Zeit, nicht zuletzt über ihren eigenen, den ihre Mutter despektierlich «das Handtuch» nannte. Dabei spielt die Grösse eines Gartens gar keine Rolle. Glück und Hoffnung findet man im kleinsten Garten und «so werden aus winzigen Dimensionen unendliche, jeden Tag andere.»

Eva Demski
Gartengeschichten
insel taschenbuch, 2011
ISBN 978-3-458-35703-2