Die britische Künstlerin Gertrude Jekyll (1843 – 1932) hatte einen ganz eigenen «Pinselstrich». Mit zunehmender Kurzsichtigkeit tauschte sie die Staffelei gegen den Garten und begann mit Pflanzen zu malen. Dabei kam ihr das Gefühl für Farbe, Form und Komposition zugute. Dass alles so fliessend aussah, lag an der Art und Weise, wie sie Pflanzen anordnete – in so genannten «Drifts» (engl. to drift = sich treiben lassen). Das sind schmale Streifen, die leicht versetzt hintereinander liegen und auf Gartenplänen wie lang gestreckte Luftballons aussehen. Der Vorteil gegenüber rundlichen Gruppierungen ist, dass im Beet keine Löcher entstehen, wenn eine Staudenart verblüht. Soweit das Vorbild…

In der Gartenpraxis sieht es etwas anders aus. Im Frühling 2011 hatte ich versucht, die frisch gekauften Stauden in Drifts anzuordnen. Aber es ist gar nicht so einfach vorherzusehen, wie sich eine Staude ins Beet einfügen wird. Bei uns gediehen die Pflanzen schon im ersten Sommer so prächtig, dass im September alles ziemlich wild aussah. Vor allem die Geranium-Hybride ‚Nimbus‘ hatte die anderen Stauden überwuchert. Deshalb entschloss ich mich, noch im Herbst das Beet an der Pergola fast komplett neu zu gestalten. Im ersten Moment sahen die Stauden ziemlich jämmerlich aus, da sie mir das Verpflanzen verübelten. Doch als im Frühling die Stauden wieder frisch austrieben, wirkte alles luftiger. Und auch jetzt, im Juni, fliessen die Stauden in diesem Beet wirklich schön ineinander. Im kommenden Herbst werde ich vielleicht die Stauden im Spalierbeet neu gruppieren. Und im Laubenbeet. Und? Jedenfalls gibt es auch in einem kleinen Garten immer Raum für Veränderung…