Sieht der Vorhang aus frischen Weiden nicht zauberhaft aus? Das dachten unsere Nachbarn und wir auch, als im Frühling die ersten Triebe sprossen. Nur leider ist die Wuchskraft der Weide so unbändig, dass wir uns nach drei Jahren entschlossen, dem Treiben ein Ende zu bereiten.


Da wir die Ruten regelmässig einkürzten, kamen immer wieder neue, junge Triebe nach. So entstand eine durchschimmernde, grüne Wand zwischen unserem Garten und dem Nachbargrundstück. Eigentlich eine hübsche Alternative zu traditionellen Gartenzäunen.

Im Februar 2014 schaute ich mir die vertikalen Weidenruten genauer an. Aus ursprünglich fingerdünnen Trieben waren mittlerweile richtige Stämme geworden, die mir Angst machten. Bekanntlich sind Weiden durstige Pflanzen. Wo sollte das noch hinführen? Im Schaugarten des Rosenzüchters Alain Tschanz hatte ein lebender Weidenzaun einen mannshohen Buchs fast vertrocknen lassen. Ähnliches wollte ich nicht riskieren, zumal auf beiden Seiten unserer niedrigen Weideneinfassung Rosen und Stauden wachsen.

Zum Glück war unsere Nachbarin auch der Meinung, dass wir uns von den Weiden trennen sollten. An einem sonnigen Februartag zogen wir mit vereinten Kräften die angewachsenen Weidenstämme aus der Erde. Wie schwer das werden würde, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Anstelle der vertikalen Weidenruten haben wir nun Haselnussruten verwendet. Anscheinend kommt es nur selten vor, dass sie austreiben.

Hätte ich einen grossen Garten, der an Wiesen oder Weiden grenzt, würde ich wieder einen «lebenden» Weidenzaun flechten. Denn die Idee an sich gefällt mir nach wie vor. Weiden brauchen einfach genügend Platz, um sich entfalten zu können.