Ich kann es nicht lassen. Anstatt gross zu denken, habe ich wieder einmal klein gedacht. Alles bei uns im Garten ist klein und zart: Die Blätter der weidenblättrigen Birne, die Blüten der meisten Stauden  –und jetzt auch noch die Gräser! Dabei gab es nach der Buchsrodung unerwartet viel Platz in den Beeten. Man hätte die Lücken mit imposantem Reitgras oder üppigen Horsten des japanischen Berggrases füllen können. Hätte man. Habe ich aber nicht.

Als strukturgebende Pflanze habe ich ein paar Strauchveronikas (Hebe pinguifolia ‚Sutherlandii‘) gesetzt. Mit ihrem graugrünen Laub harmonieren diese Immergrünen wunderbar mit den weidenblättrigen Birnen (Pyrus salicifolia ‚Pendula‘) und dem Salbei.

Obwohl unser Garten auf der Südseite des Hauses liegt, ist er weit davon entfernt, ein Sonnengarten zu sein. Vielmehr gibt es ganz unterschiedliche Standorte, vor allem im Schatten der Hecken und Bäume. Nahe an der Veranda scheint die Sonne aber viele Stunden am Tag. Deshalb habe ich hier das Tautropfengras (Sporobolus heterolepis ‚Cloud‘) und das Engelshaar (Nasella tenuissima), auch Zartes Federgras genannt, gepflanzt.

Die Stunden, die ich auf der Suche nach passenden Gräsern verbracht habe, schienen endlos. Einige Abende blätterte ich durch die Seiten der Staudengärtnereien und vertiefte mich in Pflanzenporträts. Am Ende entschied ich mich, es einfach mit ein paar Arten zu wagen und abzuwarten, welche davon sich im Garten am wohlsten fühlen.

Das Herbst-Kopfgras (Sesleria autumnalis) schien mir eine besonders gute Wahl zu sein, da es sich durch horstigen Wuchs, frischgrünes Laub und Robustheit auszeichnet. Zudem blüht es erst relativ spät.

Im Schatten habe ich das Nickende Perlgras (Melica nutans) gepflanzt. Obwohl es eine Pflanze des Waldes ist, scheint es mit ganz unterschiedlichen Standorten zurechtzukommen. In einem Beet wächst es jetzt neben Wald-Aster (Aster divaricatus), Herbstanemone und Sterndolde.

Deschampsia cespitosa ‚Tardiflora‘ habe ich auf der Website der Staudengärtnerei Gaissmayer entdeckt. Diese Wald-Schmiele ist eine Auslese von Karl Foerster und soll deutlich gedrungener als die Art bleiben. Betrachtet man das kleine Büschel Gras, kann man sich kaum vorstellen, dass seine filigranen Blütenschleier 80 cm hoch werden sollen.

Das Herbst-Kopfgras habe ich an Stellen gesetzt, wo ich mir Struktur rund ums Jahr wünsche. Zum Beispiel entlang des Weges, den vorher die Buchswolken einfassten. Die Rosenblüten gehören zur Moschata-Hybride ‚Twins‘. Die Kugel daneben ist kein Buchs, sondern ebenfalls eine Hebe.

So sieht es am Rand des Hauptweges ohne Buchs aus. Bilder vom letzten Jahr findet Ihr im Artikel Perlentaucher.