Bereits in seinem zweiten Sommer lief «John Treasure» zur Höchstform auf. Im Juni hatte er den Pergola-Pfosten bis oben erklommen. Sein kräftig-grünes Laub war duchwoben mit zarten, violettblauen Glöckchen. Schaute man vom Wohnzimmer in den Garten, gab er dem Bild einen grünen Rahmen. Im Juli fing John plötzlich zu kränkeln an. Jeden Tag zupfte ich welke Blätter ab. Dabei sollten die italienischen Waldreben, Clematis viticella, doch eigentlich gegen die Clematis-Welke resistent sein. Seltsam, dachte ich. Von Tag zu Tag wurden es mehr welke Blätter. Bevor wir eine Woche in die Ferien fuhren, griff ich zur Schere. Bis auf 30 cm schnitt ich alles ab.

Zunächst bereute ich mein beherztes Vorgehen. Erst als John weg war, merkte ich, wie sehr er mit seiner Laub- und Blütengirlande dem Metallpfosten seine Kälte genommen hatte. Doch es war zu spät. Blieb nur die Hoffnung, dass er sich von dieser Radikalkur bald erholen würde.

Ganz so bald geschah es nicht. Aber jetzt, Mitte September, erlebt John geradezu einen zweiten Frühling. Während sein Gegenüber, die Clematis viticella «Confetti» sich mit herbstlichen Fruchtständen schmückt, erblüht John nochmals in Violettblau. Wie die Geschichte mit John begann, kann man im Artikel «Schattige Füsse für John Treasure» nachlesen.