Ein Rosenbogen ohne Rosen ist keiner. Über Jahre hatten in unserem alten Garten zwei Exemplare der Sorte ‚New Dawn‘ vor sich hingekränkelt. Diese als robust gepriesene Kletterrose wurde bei uns schon früh im Jahr von Pilzkrankheiten befallen, so dass sie im Herbst völlig nackt und bloss dastand. Und besonders wuchsfreudig war sie auch nicht. Das sollte kein zweites Mal passieren! Für den Rosenbogen im neuen Garten habe ich deshalb eine Wildrose gewählt: Rosa arvensis, die Kriech- oder Feldrose. Im Frühjahr 2011 gaben mir die beiden wurzelnackt gesetzten Rosen erste Rätsel auf.

Die Blätter der Rose auf der linken Seite waren eher hellgrün, Knospen waren noch keine zu sehen.

Auf der rechten Seite waren die Blätter dunkelgrün, die Zweige rotbraun, fast wie bei einer Zimtrose, mit zurückgerichteten Stacheln, ähnlich einer Haifischflosse.

Die Knospen waren klein und dicht, wie bei einer Multiflora-Rose. Im Katalog der Rosenschule Ruf fand ich eine Rosa majalis ‚multiflora‘, aber die müsste rosa blühen. Unsere blühte weiss. Als ich Werner Ruf fragte, um welche unbekannte Schöne es sich handeln könnte, erhielt ich eine interessante Antwort. Er schrieb folgendes:

«Das haben Sie gut beobachtet, multiflora ist die richtige Richtung, für den Fachmann unschwer an der Behaarung der Blattspreiten zu erkennen. Mir ist jetzt auch an den getopften Rosen aufgefallen, dass sich da ein paar «Nebentritte» eingeschlichen haben. Da diese Wildrosen durch Sämlinge vermehrt werden, kommt es schon einmal vor, dass eine Biene fremden Pollen einschleust. Was Sie da haben ist eine Kreuzung aus Rosa multiflora und Rosa arvensis, sozusagen Rosa multivensis… »

Werner Ruf bot mir an, die Rose zu ersetzen. Doch ich entschied mich, den Lauf der Natur zu akzeptieren – und erlebte 2012, im zweiten Frühjahr, weitere Überraschungen. Offenbar hatte nicht nur eine Biene Pollen vertauscht… – aber dazu mehr in einem anderen Artikel.